Leipziger Volkszeitung: Preisvergleich bei Arzneimitteln – neue Software aus Leipzig soll Kosten dämpfen

dpa. Prozentuale Sonderbeiträge vom Gehalt, Kopfpauschale oder Teilkopfpauschale? Die Berliner Koalition ringt um Lösungen, um das drohende Elf-Milliarden-Euro-Loch bei den Krankenkassen doch noch zu stopfen. Eine neue Software aus Leipzig könnte beim Sparen helfen.

Dietmar Meier ist sich sicher, so etwas wie den Stein der Weisen und die perfekte Kostenbremse für den explodierenden Arzneimittelmarkt gefunden zu haben. Caresolution heißt das Onlinesystem, mit dessen Hilfe Krankenkassen und Ärzte einen herstellerunabhängigen Preisvergleich bekommen sollen. So ähnlich wie beim Preisportal für Reisen oder Autos. „Einsparungen zwischen 35 und 50 Prozent pro Verordnung sind drin“, sagt Meier.

Er ist zusammen mit Nicole Stroh Geschäftsführer der Carenoble Gesellschaft für Gesundheitsökonomie. Beide hatten die Gesellschaft 2005 in Dortmund gegründet, jetzt ist Leipzig der Hauptsitz. Zusammen mit der Leipziger Uni-Ausgründung itCampus und Krankenkassen tüftelten sie in den vergangenen Jahren an einer Online-Lösung, mit der explodierenden Kosten auf dem Arzneimittelmarkt gedämpft werden sollen.

Herausgekommen ist Caresolution, ein Versorgungs-Managementsystem, das seit Jahresbeginn bei 16 Betriebskrankenkassen mit vier Millionen Versicherten in der Pilotphase läuft – vorerst für das Segment parenterale Ernährung. Das ist künstliche Ernährung über Infusionen, wie sie bei Schwerstkranken, meistens Krebspatienten, in der Versorgung zu Hause eingesetzt wird. „Diese Infusionen haben eine sehr komplizierte Zusammensetzung. Sie müssen genauestens auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sein“, sagt Meier. „Auf dem Markt sind etwa 400 Produkte, aus denen sich Millionen Kombinationsmöglichkeiten ergeben, die sich vom Preis grundlegend unterscheiden.“

Mit Hilfe des Managementsystems kann der Arzt mit einigen Klicks die optimale Variante für seinen Patienten finden, die zugleich auch die wirtschaftlichste ist. „Die Kasse muss nicht mehr kontrollieren, das macht das System“, erläutert Meier. Der Arzt sei damit zugleich vor den gefürchteten Regressforderungen der Kassen sicher. Neben der optimalen Variante für die Infusionen sucht das System auch gleich die benötigten Hilfsmittel. Zudem kann es automatisch etwa Apotheke und Pflegedienst mit Informationen versorgen.

„Es ist die perfekte Lösung für die Patienten, das Optimale und Wirtschaftlichste zu finden“, meint Dr. Johannes Heidemann, Facharzt für Ernährungsmedizin in Borken. Er hat aktuell drei Patienten, für die er über Caresolution die Verordnungen zusammenstellt. Was dem Mediziner wichtig ist: „Ich behalte meine ärztliche Hoheit, denn ich bestimme, was der Patient braucht.“

Zahlenmäßig ist die Gruppe der Patienten mit parenteraler Ernährung vergleichsweise klein. Die Kosten für ihre Versorgung sind indessen immens. „Es sind zwischen 180 und 250 Euro pro Tag“, sagt der Vorstand der BKK Hoesch (Dortmund), Uwe Gehring. „Wir haben die Fälle der Jahre 2008 und 2009 überprüft und kamen tatsächlich auf mögliche Einsparungen zwischen 35 und 50 Prozent.“ Für die Patientengruppe liegen die Kosten bei seiner Kasse mit 100 000 Versicherten bei 1,3 bis 1,4 Millionen Euro im Jahr. „Ein Einsparpotenzial von einer viertel Million Euro halte ich für realistisch.“

„Jetzt kann ein echter Preiswettbewerb stattfinden“, meint Meier. Für ihn steht Caresolution noch ganz am Anfang. „Unsere Vision ist, dass unser System das universelle Portal für jede Art von Arzneimittelverordnung ist.“

 

Quelle: lvz.de

Leipziger Volkszeitung (LVZ)