Arten der künstlichen Ernährung

Wie grenzen sich enterale und parenterale Ernährung voneinander ab?

Arten der künstlichen Ernährung: enteral oder parenteral

„Die künstliche Ernährung ist die Wissenschaft und Anwendungspraxis der oralen Nahrungssupplementation (ONS), der enteralen Ernährung (Sondenernährung) und der parenteralen Ernährung.“ 1

Es gibt Situationen im Leben, in denen kann eine selbstständige Nahrungsaufnahme nicht mehr vollständig realisiert werden. Die künstliche Ernährung ist daher für den weiteren Krankheitsverlauf eine wichtige, mitunter lebenserhaltende Maßnahme. Besonders nach oder während einer Krebstherapie, aber auch bei chronischen Erkrankungen und älteren Menschen leistet die künstliche Ernährung einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Heilungschancen und der individuellen Lebensqualität. Experten unterscheiden zwei Arten der künstlichen Ernährung: die enterale Ernährung und die parenterale Ernährung. Bei der enteralen Ernährung erfolgt die Ernährung unter Nutzung des Darmes. Bei der parenteralen Ernährung wird die Versorgung mit Nährstoffen über einen venösen Zugang gewährleistet. Beide Arten der künstlichen Ernährung sind einander ergänzende Methoden in der Ernährungstherapie.

Enterale Ernährung ist die Ernährung unter Nutzung des Darmes. Parenterale Ernährung ist die Versorgung mit Nährstoffen über eine Vene.

Durch die Arten der künstlichen Ernährung ergeben sich verschiedene Konstellationen:

• ausschließliche parenterale Ernährung
• überwiegend parenterale Ernährung und minimale enterale Ernährung
• teilweise parenterale und teilweise enterale Ernährung
• ausschließlich enterale Ernährung


enterale oder parenterale Ernährung - ein Überblick

Enterale Ernährung

Hier erfolgt die Gabe von Nahrung distal der Mundhöhle über eine Sonde oder über ein Stoma unter Verwendung des Darmtrakts. Der Begriff „Enterale Ernährung“ oder Sondenernährung enthält damit nicht die orale Nahrungssupplementation („Trinknahrungen“). Die Nährstoffzufuhr erfolgt über den Magen-Darm-Trakt (aus dem Griechischen: enteron = Darm). Bei der Sondenernährung wird der Zugang zum Magen über einen dünnen Schlauch hergestellt, der entweder durch die Nase (= Nasensonde) oder direkt durch die Bauchdecke (PEG-Sonde = perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie) gelegt wird.

Prüfung der Erstattungsfähigkeit

Innerhalb der GKV ist eine enterale Ernährung grundsätzlich nur bei begründeten medizinischen Indikationen durch den Arzt erstattungsfähig. Dabei hat der Arzt vor der Verordnung zu prüfen, ob eine Verbesserung der Ernährungssituation des Patienten auch ohne Einsatz von enteraler Ernährung durch andere Maßnahmen erreicht wird (u. a. pflegerische, logopädische oder ergotherapeutische Maßnahmen).

Kostenübernahme und Vergütung durch die GKV

Zur Erstattung der Verordnungen enteraler Ernährung reichen die Leistungserbringer Kostenvoranschläge für konkrete Produkte mit der Begründung des Arztes (medizinische Indikation) bei der Krankenkasse ein. Die Sondennahrung inklusive Hilfsmittel wird in der Regel über feste Monatspauschalen vergütet. Die Trinknahrung hingegen wird zwar vertraglich benannt, unterliegt aber gleichwohl der Pflicht einer wirtschaftlichen Verordnungsweise.

Parenterale Ernährung

Es gilt der ernährungsmedizinische Grundsatz: wenn eine enterale Ernährungstherapie nicht möglich ist oder nicht mehr ausreicht, dann ist eine parenterale Ernährungstherapie indiziert. Dabei bedeutet eine parenterale Ernährung die Infusion von Nährstoffen direkt in die Blutbahn unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes. Für die parenterale Ernährungstherapie gibt es eine Vielzahl von verschiedenen zusammengesetzten Infusionslösungen, die sich einzeln, kombiniert oder gemischt verabreichen lassen.

Ein Genehmigungsverfahren für eine parenterale Ernährungstherapie entfällt.

Darreichungsformen der parenteralen Ernährung

Fertigarzneimittel (FAM) – industriell hergestellt mit standardisierten Inhaltsstoffen und Inhaltsstoffmengen

  • Darreichungsform A: Einkammerbeutel (entweder Aminosäuren oder Glukose oder Fette)
  • Darreichungsform B: Zweikammerbeutel (bestehend aus Aminosäuren und Glukose)
  • Darreichungsform C: Dreikammerbeutel (bestehend aus Aminosäuren und Glukose und Fetten)

individuell hergestellte parenterale Ernährung (ihpE) – genaue Vorgabe des Patientenbedarfs

Eine ihpE – auch als Compounding bekannt – hat Vorteile: Die Inhaltsstoffe entsprechen zu 100% den Vorgaben des Arztes und es kann auf spezielle Stoffwechselsituationen Rücksicht genommen werden (Austausch bestimmter Inhaltsstoffe, Reduzierung oder Weglassen von Inhaltsstoffen).

1[Valentini I. et al.: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) – DGEM-Termininologie in der Klinischen Ernährung. Aktuelle Ernährungsmedizin, 2013]