KBV entwickelt IT-Strategie für „sinnvolle digitale Anwendungen“

Mit dem Sicheren Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen (SNK) und seinen weit über 100.000 Nutzern haben KVen und KBV eine einmalig große Datenautobahn aufgebaut. „Das SNK muss in die Telematik-Infrastruktur integriert werden“, forderte Kriedel heute auf der Vertreterversammlung seiner Organisation in Freiburg im Vorfeld des Deutschen Ärztetages.

Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) – „Einen kühlen Kopf bewahren und unser Engagement für die Digitalisierung an den richtigen Stellen ansetzen“, empfiehlt Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV.

Sicheres Netz muss integriert werden

„Wir bekennen uns ausdrücklich zu einer sinnvollen Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Dieses Bekenntnis spiegelt sich auch im Acht-Punkte-Papier zur Bundestagswahl wider. Sinnvolle Digitalisierung bedeutet, dass sie dem Patienten nützt, die Versorgung verbessert und Datensicherheit gewährleistet wird. Sie muss die Arbeit für die Ärzte erleichtern und für sie kostenneutral sein“, führte er aus.

KBV will Software-Module notfalls selbst bauen

Ein besonderes Augenmerk legte Kriedel auf die Interoperabilität. Derzeit sei es häufig unmöglich, einfach von einem Praxisverwaltungssystem (PVS) ohne Probleme zu einem anderen zu wechseln. Es fehlten übergreifende Schnittstellen. „Das Marktversagen im Bereich der PVS-Produkte muss aufgehoben werden. Wir brauchen eine Erlaubnis des Gesetzgebers, notfalls selber kostenadäquate Ergänzungsangebote aufzubauen“, erklärte er.

Um dem Thema auch weiterhin Nachdruck zu verleihen, möchte die KBV ein Grundsatzpapier zur Digitalisierung entwickeln, das über die kurzfristigen Forderungen zur Bundestagswahl hinausgeht. Es müsse unter anderem geklärt werden, ob die Telematikinfrastruktur so, wie sie vor zehn Jahren geplant wurde, den Realitäten heute noch gerecht werde, welchen Beitrag Apps zur Versorgung leisten können und wie sich im digitalen Zeitalter das hohe Gut des Arzt-Patienten-Vertrauens schützen lasse. Immerhin: „Im EPatient Survey 2017 gaben 75 Prozent der 11.000 befragten App-Nutzer an, dass sie ihrem Arzt mehr vertrauen als einer Gesundheits-App“, sagte Kriedel.

Grundsatzpapier zur IT

In dem von Kriedel angekündigten Grundsatzpapier will die KBV unter anderem der Frage nachgehen, ob die Telematikinfrastruktur so, wie sie vor zehn Jahren geplant wurde, den Realitäten heute noch gerecht wird, welchen Beitrag Apps zur Versorgung leisten können und wie sich im digitalen Zeitalter das hohe Gut des Arzt-Patienten-Vertrauens schützen lässt.

Aus Sicht Kriedels sind bestimmte Standards und Vorgaben erforderlich, damit digitale und mobile Anwendungen einen echten Mehrwert für die Patientenversorgung bringen. Ein Beispiel sei die elektronische Patientenakte, wo es keine „Insellösungen“ geben dürfe, sagte er und fügte hinzu: „20 verschiedene Aktensysteme je nach Wahl des Patienten kann keine Praxis bedienen.“

Bürokratieabbau

In seinen Ausführungen ging er auch auf das Thema Bürokratieabbau ein. „Die Belastung durch Bürokratie ist in den Praxen leicht zurück gegangen. Sie ist aber immer noch erschreckend hoch! Allein durch Vorgaben der Selbstverwaltung entstehen jährlich mehr als 50 Millionen Stunden Bürokratieaufwand. Wir setzen uns daher für ein Abbauziel ein, das auch für die Selbstverwaltung gelten soll.“